Leben in der Biodiversität

© Francesco Pastorelli
Im Valli Valdesi wird den SchülerInnen Naturreichtum näher gebracht

Ein Gebiet, das sich von der Ebene bis auf über 3.000 Meter erstreckt, kann nur reich an Biodiversität sein. Grund dafür ist der Unterschied in Höhe, Boden und Klima. Um diese Naturvielfalt in vollen Zügen leben und genießen zu können, ist es notwendig, sie zu kennen, sich ihrer Bedeutung bewusst zu sein und sie zu schützen.

Die Lokale Aktionsgruppe “GAL Escartons Valli Valdesi”, eine der fünf Pilotregionen des Projektes speciAlps, ist in einem Gebiet mit den Tälern Pellice, Chisone, Susa und Sangone tätig. Im Val Chisone befinden sich die drei AidA Mitgliedsgemeinden Fenestrelle, Massello und Usseaux, die das Projekt speciAlps unterstützen. Von den vom Menschen geprägten Talböden bis hin zu den Wäldern, von den Bergweiden bis zu den Felswänden zeichnet sich das Gebiet durch eine erhöhte Natürlichkeit aus - wilde Naturbelassenheit und Wiederkehr der Artenvielfalt durch das Verschwinden landwirtschaftlicher Aktivitäten. Aus einer ersten, teilweisen Kartierung des Gebietes sind eine Reihe wertvoller Elemente im Hinblick auf die Biodiversität hervorgegangen: Feuchtgebiete und jahrhundertealte Pflanzen, eine vielfältige alpine Flora und Fauna, nicht ohne das Vorhandensein seltener endemischer Arten. Es ist kein Zufall, dass der größte Teil davon bereits verschiedenen Schutzgebieten unterliegt.

Dieser Naturreichtum wird jedoch von der lokalen Bevölkerung oftmals nicht wahrgenommen und die dafür vorgesehenen Schutzmaßnahmen als Einschränkung ihrer Aktivitäten angesehen, insbesondere von denen, die im direkten Kontakt mit der Natur als Bauern und Holzfäller arbeiten, oder als Einschränkung der Nutzung durch Touristen und Wanderer.

Deshalb versucht speciAlps, die BürgerInnen für den Wert der Biodiversität zu sensibilisieren.

Als erste Referenzgruppe wurden GrundschülerInnen, die Bürger der Zukunft, identifiziert. Der Kern der Tätigkeit innerhalb von speciAlps in der Region besteht daher aus einer Reihe von geführten Exkursionen für GrundschülerInnen. Den Kindern wird dabei die Möglichkeit gegeben, nicht nur mit der natürlichen Umwelt, sondern auch mit den landwirtschaftlichen Aktivitäten in Berührung zu kommen, die im Laufe der Zeit die Landschaft geprägt haben. Sie gehen zusammen mit Naturführern auf einem Pfad durch die blühenden Wiesen und lernen, das Leben mit anderen Augen zu betrachten. So werden Felder in der Nähe der Schule beobachtet, die zu jeder Jahreszeit ihr Aussehen ändern sowie Pflanzen und Kleintiere die an einem Bach leben. Sie nehmen Insekten wahr, die oft als unbedeutend angesehen werden und lernen, dass diese grundlegend für viele Dienstleistungen im Ökosystem sind. Die Kinder erkennen, wie der Mensch durch seine Aktivitäten zur Erhöhung der Biodiversität, aber auch zur Bedrohung der Biodiversität beitragen kann. Das scheinen kleine Aktionen zu sein, die aber große Auswirkungen auf die zukünftige Generation haben können.

 Einer der lokalen Partner des Projekts ist neben den Gemeinden die Parkverwaltung der Cottischen Alpen, mit deren Unterstützung einer der nächsten Schritte darin bestehen sollte, das Bewusstsein zu schärfen und Erwachsene, BürgerInnen und Betreiber sowie die Gemeindeverwaltung selbst einzubeziehen. Oftmals fehlt es an Wissen und den natürlichen Lebensräumen und bedrohten oder seltenen Tier- und Pflanzenarten wird die entsprechende Bedeutung nicht beigemessen. Der Sinn der Schutzmaßnahmen wird nicht verstanden, woraus die Vorstellung eines bloßen Verbots resultiert. Es ist jedoch wichtig, deutlich zu machen, warum es notwendig ist, Schutzmaßnahmen zu ergreifen und welche Möglichkeiten es für diejenigen gibt, die in Schutzgebieten wirtschaften.