Das Reiseziel als "Wohnzimmer"

© Mitja Sorn
Trotz Gesundheitskrise, und seit kurzem auch Wirtschaftskrise, werden touristische Reiseziele in den Alpen immer beliebter. Menschenmassen und Staus stören Einheimische und bieten auch den Besucher*innen nicht die richtigen Erlebnisse und Erholung. In den Julischen Alpen begenet man dieser Entwicklung mit dem Tourismus-Konzept des "Wohnzimmers": alle Besucher sind herzlich willkommen, den Rahmen und bestimmte Regeln legt jedoch der Gastgeber fest.

Die letzten zwei Jahre brachten große Veränderungen, die uns dazu gezwungen haben unser Leben und unsere geschäftlichen Aktivitäten anzupassen. Die Menschen mussten zu Hause bleiben, nicht nur der Betrieb in den Unternehmen sondern auch unser Leben ist zum Stillstand gekommen. Viele verbrachten ihre Freizeit in der Natur, wobei gerade der Alpenraum plötzlich unter enormem Druck stand. In einer sehr sensiblen Phase, als Restaurants und Hotels ihren Betreib komplett einstellten, sahen wir einen enormen Verlust an Gästen und Einnahmen, was uns zum Umdenken veranlasste. Wir erkannten, dass die Gelegenheit für eine Neuausrichtung gekommen war. Eine Veränderung des touristischen Angebots, welches einen verantwortungsvollen Anbieter und einen respektvollen Nutzer erfordert.

Das Angebot in den Alpen umfasst vor allem Natur- und Outdoor-Aktivitäten. Die Errichtung der touristischen und Sportinfrastruktur und der große Besucherandrang stellen die größte Belastung für den Alpenraum dar. Aus diesem Grund ist das Raummanagement im Tourismus sehr wichtig und komplex zugleich. Die Zusammenarbeit zwischen Tourismus und Naturschutz ist von großer Bedeutung. Es hat sich mittlerweile das Bewusstsein durchgesetzt, dass neben dem touristischen Angebot auch die Qualität der Umwelt und damit die Lebensqualität der lokalen Bevölkerung erhalten werden muss. Hierbei lassen sich die Planer*innen auch von der Annahme leiten, dass die Touristen eine größere Wertschätzung für den grünen oder nachhaltigen Tourismus haben und sich verantwortungsbewusst verhalten werden.

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Bei der Planung eines verantwortungsvollen, umweltfreundlichen und hochwertigen Tourismus ist der Vergleich zwischen einem Reiseziel und einem Wohnzimmer entstanden. Ein alpines Reiseziel ist ein Ort, der von den Einheimischen so eingerichtet wird, wie es ihnen gefällt und in dem sie sich wohl fühlen. Deshalb schätzen sie es und verhalten sich verantwortungsbewusst. Und natürlich wollen sie dieses "Wohnzimmer"-Gefühl mit anderen teilen und Freunde und Bekannte zu einem Besuch einladen. Sie sind neugierig und wollen authentische Erfahrungen machen, sich ihre Träume erfüllen und Abenteuer erleben. Der Eckpfeiler des Tourismus ist daher die Gastfreundschaft, die jedenfalls dafür sorgt, dass sich die Besucher*innen bei ihrem Besuch wohl, entspannt, respektvoll und verantwortungsbewusst fühlen. Dieses Zusammenleben und die Einstellung der Einheimischen und der Gäste gegenüber der Natur und unserem gemeinsamen Lebensraum werden dafür sorgen, dass die touristischen Reiseziele in den Alpen ein angenehmer Lebensraum für die Einheimischen, einschließlich der jungen Menschen, sowie ein Ort sind, der den Besucher*innen Gastfreundschaft, Erlebnisse und Wohlbefinden bietet.

Das sogenannte Konzept des "Wohnzimmers" bringt die Anbieter und die Nutzer in einem touristischen Gebiet zusammen. Die entspannte Atmosphäre sorgt für gegenseitigen Respekt, ermöglicht den Austausch zwischen Einheimischen und Gästen, und schafft die Grundlage für das Miteinander von Mensch und Natur und vielleicht schon bald auch für die Erkenntnis, dass dieses "Wohnzimmer" alles bietet, was es nicht zu kaufen gibt.