Selbstversorgung und Zusammenarbeit sind der Schlüssel zum Überleben kleiner Gemeinschaften – ein Blick nach Slowenien

©Turizem Bohinj
Slowenien ist ein kleines Land und gerade seine Boutiqueartigkeit ist für den Tourismus äußerst attraktiv. Der Tourismus in Slowenien hat in den letzten Jahren einen echten Boom erlebt, weshalb die Alpengemeinden mit einer großen Besucherzahl konfrontiert sind. Besonders Touristen aus fernen asiatischen Ländern haben die Naturschönheiten dieser Orte entdeckt und besuchen massenhaft touristische Gemeinden in den Julischen Alpen.

Gute Zugänglichkeit und günstige Preise waren der Grund, weshalb die Gemeinden Bled, Bohinj, Bovec und Kranjska Gora vor allem in der Hochsommerzeit mit dem Problem des übermäßigen Touristenandrangs konfrontiert sind. Zunehmender Verkehr und unzureichende Parkflächen, sowie die daraus resultierende Belastung und Umweltverschmutzung waren die Hauptgründe für die wachsende Unzufriedenheit der lokalen Bevölkerung.

Alle diese „Schwierigkeiten“ verschwanden jedoch buchstäblich über Nacht in diesem Frühjahr, als sich die Einheimischen kleiner alpiner Gemeinden der Erkenntnis stellen mussten, wie verletzlich sie sind, wie wichtig der inländische Gast ist und welche Vorteile die Vernetzung innerhalb der lokalen Gemeinschaften und auch darüber hinaus mit sich bringt. Die Bevölkerung musste feststellen, dass die Selbstversorgung extrem schlecht und die Vegetationsperiode in den Alpen extrem kurz ist und dass gute Bedingungen meist nur für die Tierhaltung gelten.

Kleine Projekte, die in der Vergangenheit in erster Linie darauf abzielten, die Menschen dazu zu bringen, wieder über Dinge und Bräuche nachzudenken, die bereits in Vergessenheit geraten waren, erhielten dadurch eine ganz neue Bedeutung. Autochthone Apfelsorten, die Wiedererrichtung von hausnahen Gärten, das Pflügen von Feldern, Imkerei und Bienenzucht, die Artenvielfalt und der Reichtum der Natur sind Themen, die heute für immer mehr Menschen, nicht nur für aufgeklärte Einzelpersonen, von Interesse sind.

Im Rahmen des Projektes „Semenjalnice“, das in allen Gemeinden der Julischen Alpen stattfindet, wurden in diesem Frühjahr alte autochthone Samen zum Pflanzen von Gärten an die Bevölkerung verteilt. Im Rahmen des Projekts speciAlps setzten die Gemeinden Bohinj und Kranjska Gora ihre Aktivitäten fort und organisierten einen Workshop für die lokale Bevölkerung. Der Workshop fand in digitaler Form im Rahmen des Blumenfestivals statt.

Auch sonst verliefen die diesjährigen Aktivitäten anders als in den Vorjahren. Man veranstaltete Treffen über digitale Kanäle und plante persönliche Treffen erst nach dem Ende der Sommersaison, also im Herbst. Doch es deutet alles darauf hin, dass auch das herbstliche Treffen der Bürgermeister der Allianzgemeinden nicht veranstaltet wird. In jedem Fall wird eine ständige Kommunikation zwischen der Netzwerkbetreuerin und den professionellen Mitarbeitenden, die für die Aktivitäten innerhalb des Netzwerks in den Gemeinden verantwortlich sind, fortgesetzt. Die meisten Gemeinden setzen die bereits begonnenen Projekte fort und erhielten in der Zwischenzeit nur eine zusätzliche Bestätigung, dass sie auf dem richtigen Weg sind.

Nachhaltiger Tourismus, nachhaltige und umweltfreundliche Mobilität, biologische Vielfalt, Wasserreichtum und Imkerei sind Themen, an denen die Gemeinden sehr interessiert sind. Es wird auch darüber hinaus versucht, junge Menschen aktiv anzusprechen und sie in die Aktivitäten auf der lokalen Ebene einzubeziehen. Gerade die jungen Menschen haben es nämlich geschafft, sich an die Situation möglichst schnell und leicht anzupassen. Obwohl sie der Auffassung sind, dass Vorsicht geboten ist, wünschen sie sich trotzedm, dass das Leben so schnell wie möglich in die gewohnten Bahnen zurückkehrt.