Nature Restoration: Chance für Städte und Gemeinden

Wie können Städte und Gemeinden aktiv zur Wiederherstellung der Natur beitragen? Diese Frage stand im Fokus des Webinars „Nature Restoration and Municipalities“, das von den beiden Netzwerken Allianz in den Alpen und Alpenstadt des Jahres am 12. Dezember 2024 veranstaltet wurde. Expert:innen aus fünf Alpenländern zeigten, wie Kommunen in ihre Natur investieren – mit konkreten Maßnahmen und inspirierenden Beispielen.

EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur

Georg Kanz vom Klimaministerium leitete die Verhandlungen um das „Nature Restoration Law“ für Österreich. Er betont die Besonderheit, dass erstmals spezifische Ökosysteme wie Wälder, Moore und Flüsse adressiert werden. Besonders relevant für Gemeinden: Grünflächen dürfen bis 2030 nicht weiter reduziert werden, vielmehr sollen diese kontinuierlich ausgebaut und verbessert werden. Auch Maßnahmen wie die Förderung ökologischer Landwirtschaft, Baumpflanzungen oder Waldumbau sind vorgesehen. Wichtig zu wissen: es wird mit dem Gesetz kein spezifischer Zielzustand angestrebt, sondern die Dynamik in der Natur berücksichtigt – es geht vor allem darum, ins Tun zu kommen. (> Präsentation)

Wald: Mehr als nur Holz

Florian Lang, Projektmanager von KomBi aus Bayern, stellte in seinem Input klar: Waldumbau ist essenziell für Kommunen, um entsprechende Ökosystemleistungen abzuschöpfen. Mit Konzepten wie gemischten Altersstrukturen, Biotopbäumen, Erhalt von Totholz und ökologischer Forstwirtschaft können sowohl Erträge als auch Biodiversität gesteigert werden, das zeigen Beispiele wie die Gemeinde Lohr am Main eindrucksvoll. Ulrich Weiland beleuchtete in seinem Input das Naturschutzgroßprojekt Allgäuer Moorallianz, bei dem naturnahe Moore und Wälder erhalten und optimiert werden.

Menschen einbinden: Der Schlüssel zum Erfolg

Hochwertige Naturräume im Siedlungsgebiet brauchen Unordnung – Blühflächen können nicht das ganze Jahr bunt blühen, es braucht auch die Phase der trockenen, braunen Gräser. Johannes Maurer von Suske Consulting in Österreich stellte mit der Kampagne „Ordentlich! Schlampert!“ einen Weg vor, wie Kommunen Akzeptanz für Biodiversitätsmaßnahmen schaffen. Dabei werden Emotionen vor Fakten gestellt, denn Menschen wollen mit verständlichen und attraktiven Beispielen mitgenommen werden.

Menschen mitnehmen und einbinden stand auch im Fokus zweier Projekte zur Revitalisierung von Flüssen, dem Lambro in der Lombardei – vorgestellt von Daniela Masotti – und dem Emmebach in Vorarlberg. Beide Projekte schützen vor Hochwasser, schaffen Biotope an Fließgewässern und steigern den Freizeitwert vor Ort. Solche Projekte stoßen zwar oft auf Widerstand bei Behörden, erklärte Jürgen Schmid von der Gemeinde Altach, doch Ausdauer lohnt sich, da sie Mensch und Natur auf beeindruckend bereichern.

Inspirierende Ideen für Stadtgrün

Anthony Perrin von der französischen Gemeinde La Motte-Servolex berichtete von Mikro-Wäldern, Slacklines für Erdhörnchen, grünen Korridoren und Co-Ownership-Modellen für Stadtbäume. Barbara Duy stellte die Friedhöfe Wiens als Modellprojekte für Stadtgrün vor – mit Biotopen, Naturbestattungen und Urban Gardening. Danilo Čeh aus Slowenien präsentierte einen Katalog an naturbasierten Lösungen wie etwa grüne Fassaden zur Luftreinigung und Wasserrückgewinnung.

Fazit: Kleine Schritte, große Wirkung

Das Webinar endete mit einem klaren Aufruf: Gemeinden sollten die Flächen und Mittel nutzen, die ihnen zur Verfügung stehen – von Parks und Friedhöfen bis hin zu Straßenrändern. Ob durch nachhaltige Forstwirtschaft, Biodiversitätsprojekte oder urbane Begrünung: Der erste Schritt ist entscheidend. Denn nur wer mit gutem Beispiel vorangeht, kann andere mitreißen.

Weitere Webinare für Städte & Gemeinden

Mit einer Webinar-Reihe zur Umsetzung des Mehrjährigen Arbeitsprogramms der Alpenkonferenz bieten das Gemeindenetzwerk „Allianz in den Alpen“ und der Verein „Alpenstadt des Jahres“ eine Plattform für Kommunen, die vom Denken ins Handeln kommen wollen. Die lokale Perspektive zu Biodiversität, Klimaaktion und Lebensqualität stehen im Fokus. Diese Initiative für Gemeinden und Städte im Alpenraum ist ein Follow-Up zur AlpenWoche 2024 in Nova Gorica/SI unter dem Motto „Alpen in unseren Händen“ und wird vom Slowenischen Vorsitz der Alpenkonvention finanziell unterstützt.

Weitere Termine:

13.01.2025: Climate & Municipalities
17.03.2025: Life Quality & Municipalities
30.04.2025: Tourism & Municipalities