Digitalisierung als Baustein nachhaltiger Mobilitäts- & Tourismusangebote
Wie digitale Lösungen Angebotsqualität und Nachhaltigkeit im Bereich Mobilität und Tourismus verbessern können, zeigen Beispiele vorgestellt in 2 Start-Alp Webinaren.
Alpine Kommunen - häufig beliebte Urlaubs- und Naherholungs-Destinationen - stehen in den Bereichen Klimaschutz und Erhalt der Naturlandschaft vor großen Herausforderungen. Wie können hoher Besucherdruck und Verkehrsaufkommen in ökologisch nachhaltige Bahnen gelenkt werden?
Digitaler Marktplatz für Gäste & maßgeschneiderte touristische Angebote
Dominik Täuber, Tourismus Engadin Scuol Samnaun Val Müstair/CH, stellte erfolgreiche Konzepte vor, um touristische Angebote mit digitalen Lösungen zu unterstützen und zu vernetzen.
Digitale Tourismus-Plattformen wie „discover.swiss“ oder Freizeit-Apps wie „engadin.app“ ermöglichen dem Gast schnell und umfassend Informationen zu Dienstleistungen und Aktivitäten in der Tourismusregion zu finden. Neben Infos zu Unterkünften, Gastronomie und Sportangeboten und aktuellen Wetterverhältnissen, welche mittels Webcam übertragen werden, kann über digitale Kanäle mittels Storytelling ein Bild der Region und ihrer Menschen gezeichnet werden.
Gleichzeitig sammelt die Tourismusdestination Daten über das Nutzerverhalten der Gäste als Grundlage um die touristischen Angebote individuell auf die Zielgruppen abzustimmen und weiterzuentwickeln.
Tourenportale: digitale Besucherlenkung im Naturraum
Tourenportale, die vom User Generated Contend leben, sind für viele Destinationen „Fluch und Segen“ zugleich. Oft werden hier Touren veröffentlicht, welche durch ein Schutzgebiet führen oder etwa Nutzungskonflikte mit Landwirten oder Einheimischen hervorrufen können.
Beispiele, wie Tourenportale positiv zur Besucherlenkung im sensiblen Naturraum beitragen können, zeigen Hartmut Wimmer, CEO von „Outdooractive“/DE und Sebastian Sarx, Manager bei „Digitize the Planet“/DE. Ihre Tourenplattformen verfolgen das Ziel, gemeinsam mit Akteur*innen aus Naturschutz, Tourismus und Outdoor-Sport standardisierte Regeln für eine verantwortungsvolle Beziehung zur Natur zu schaffen und diese über digitale Kanäle international zu verbreiten. Destinationen können hier naturverträgliche Wander-/Fahrrad-/Skitouren eintragen, die Tier- und Pflanzenwelt schonen sowie problematische Toureneinträge kommentieren und die User für den Naturschutz sensibilisieren.
Shared Mobility – Erfolgskonzepte für den ländlichen Raum
René Rinner und Ruth Lochmann, von der Stadt Meran/IT, stellen das Interreg-Projekt MENTOR vor, welches umweltfreundliche Fortbewegung fördert. Innovative Mobilitätsformen und das Konzept "Mobility-as-a-Service" (Mobilität als Dienstleistung) werden dabei in kleineren Ortschaften im Alpenraum erprobt. In Meran wurde dabei ein Bike Sharing System eingeführt. 60 Leihräder stehen an sieben Stationen – an Bahnhöfen und im Zentrum - für Kurzzeitnutzungen kostenlos zur Verfügung. Digitale Anwendungen stellen auch hierbei eine einfache Registrierung und Buchung per Smartphone sicher.
Neben kommunalen Bike-Sharing Systemen wie in Meran gibt es auch kommerzielle Anbieter in diesem Bereich. Pietro Pyron stellt dazu „Nextbike“ vor. Das Unternehmen bietet in Deutschland und Österreich Bike-Sharing Lösungen an, welche
den ÖPNV in Städten ergänzen sowie als Mobilitätslösung von Firmen ihren Mitarbeiter*innen zur Verfügung gestellt werden. Individuell zugeschnittene Lösungen für Gemeinden machen dieses System auch für kleinere Städte und Gemeinden im Alpenraum attraktiv.
Nachhaltige Mobilität verbunden mit regionaler Wertschöpfung
René Schader, CEO von „Ummadum“/AT, stellte seine Geschäftsidee vor: Ein Anreizsystem motiviert nachhaltige Mobilitätslösungen zu bevorzugen. Über die Ummadum- App werden für umweltfreundlich zurückgelegte Wege Punkte gesammelt, um dafür mit Gutscheinen für lokale Unternehmen belohnt zu werden. Somit verknüpft dieses Anreizsystem die ökologische Nachhaltigkeit mit einer Förderung lokaler Wirtschaftsbetriebe.
Mehr Sicherheit durch digitales Hitchhiking
Als weitere Möglichkeit, um in ländlichen Gebieten das oft unzureichende ÖPNV-Angebot sinnvoll zu ergänzen, bieten Mitfahr-Apps. Ein Beispiel für diesen Ansatz um die Mobilität von Personen ohne PKW zu verbessern bzw. den PKW-Individualverkehr zu reduzieren präsentierte Coline Girard vom Naturpark Chartreuse/FR am Beispiel des Projekts „Rezo Pouce“. Das digitale Hitchhiking-System gewährleistet durch eine Mitfahr-App – in der sich Interessierte registrieren – mehr Sicherheit und Planbarkeit bei den Fahrten. Per App können Routen von Mitgliedern anboten werden und so auch von anderen die Mitfahrt gebucht werden. Für den nötigen Sicherheitsaspekt sorgen Karten, die von Rezo Pouce ausgegeben werden. Diese Karten werden im Auto angebracht. So sieht der oder die Mitfahrer*in auf den ersten Blick, dass Fahrer*innen zur Community gehören.
Das Projekt StartAlp (10/2020 – 12/2021) wurde finanziert durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz.