Gemeinsam stark: Wie Städte und Gemeinden den Klimaschutz vorantreiben

Das Webinar „Klima & Gemeinden“ vom 13. Januar 2025 bot einen Überblick über innovative Ansätze und bewährte Maßnahmen im Bereich Klimaschutz, speziell auf die Herausforderungen und Potenziale alpiner Städte und Gemeinden zugeschnitten. Beiträge aus verschiedenen Regionen und Sektoren zeigten auf, wie lokale und regionale Akteur:innen aktiv zur Bekämpfung der Klimakrise beitragen können. Sie unterstreichen zudem, wie wichtig Zusammenarbeit und Eigeninitiative für nachhaltigen Erfolg im Klimaschutz sind.

Klimaziele und übergreifende Strategien

Der Alpine Klimabeirat (ACB), gegründet 2016, setzt sich für die Umsetzung des alpinen Klimazielsystems 2050 ein. Katharina Zwettler vom österreichischen Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie und Leiterin des ACB stellte den Klima-Aktionsplan 2.0 und seine 30 praxisorientierten Umsetzungspfade vor. Sie betonte die Unterstützung lokaler Initiativen und praxisnaher Projekte, beispielsweise in Grenoble/FR, wo während der Pandemie eingeführte Pop-up-Radwege ins Radwegenetz integriert wurden. Oder in Tirol, wo einkommensschwache Haushalte bei der Reduktion ihres Energieverbrauchs fachkundig unterstützt werden.

Lebensstil und Bildung

Die Berechnung des eigenen CO2-Fußabdrucks, Workshops zu Energieeffizienz, Blumenverteil-Aktionen und ein „Auqalendarium“: in der KlimaSchule Südtirol wurden Schüler:innen des Herz-Jesu-Instituts in Mühlbach/IT aktiv. Elfi Troi und Elisabeth Moser erzählten vom Engagement und der fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen der Schule und der Stadt Bruneck.
Über der Grenze nach Österreich, in Südkärnten, werden ebenso junge Leute eingebunden. Peter Plaimer von der KLAR! Region beleuchtet die so genannten „Klima-Camps“, bei denen Kinder spielerisch für Themen wie Klimawandel, Landwirtschaft und Umweltschutz begeistert werden.
Menschen zu motivieren, selbst aktiv zu werden, gelingt auch im DIY-Projekt „Einfach machen“. Janin Salzger vom Projektpartner CIPRA International Lab gab einen Einblick in die stattfindenden Workshops – vom Bau von Balkonkraftwerken und nachhaltigen Dämmung von Geschossdecken bis hin zu Fermentierkursen und Radreparatur-Werkstätten. Kleinprojekte und Online-Tools helfen zudem Gemeinden dabei, CO₂-Emissionen zu reduzieren und Ressourcen effizient zu nutzen.

Governance und Netzwerke

Dominik Bertram von der Friedrich-Alexander-Univiersität Erlangen-Nürnberg zeigte, dass Alpenstädte städtische und ländliche Regionen verbinden und wie diese eine Schlüsselrolle im Klimaschutz spielen. Das Projekt InTerAlp hebt die Bedeutung der Governance für Schnittstellenregionen zu hervor.
In der „Vulnerability Map“ des Projekts Beyond Snow wird die Anfälligkeit alpiner Gebiete für den Klimawandel ersichtlich. Agnese Moroni von der EURAC erklärte Indikatoren wie Schneebedeckung, Outdoor-Tourismus und Altersstrukturen, die die eigene Planung unterstützen können und so helfen, Regionen widerstandsfähiger zu machen.

Regionale und interkommunale Ansätze

In Grand Chambéry/FR wird Bürger:innenbeteiligung großgeschrieben, bewies Marie Favreau. Der Klima-Club der Bürger:innen, bestehend aus ca. 40 Personen, die jährlich wechslen, setzt in Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung Maßnahmen wie Radförderung, Pflanzaktionen, Sharing-Intiativen oder Umweltschutzprojekte um. Die Stadt unterstützt beim Budget, der Moderation und der Logistik. Verschiedene Veranstaltungen, wie der ApéroWatt, der Aufschluss über die eigene Strom-Rechnung gibt oder die „Balade Thermique“, ein Spaziergang rund ums Thema Stromfresser ergänzen die vielfältigen Vorhaben.
Zusammenarbeit ist auch in Sion/CH ganz zentral: für den interkommunalen Klimaplan kooperieren sieben Gemeinden zu den zentralen Themen Raumplanung, Biodiversität, Wasser, Energie und Wirtschaft. Ziel ist eine vorausschauende Klimapolitik, die regionalen Anforderungen gerecht wird, stellte Laurence Vuagnieux, von der Fondation pour le développement durable des regions de montagne in ihrem Input dar.
In Österreich gibt es ebenso vorbildliche Gemeinden, so etwa Mäder, die seit vielen Jahren Vorreiter in Sachen Umweltschutz sind. Daniel Schuster und Martin Stark berichteten über aktuelle Maßnahmen, etwa die Erweiterung der Photovoltaik-Kapazitäten und den politischen Beschluss, bis 2030 zur Sonnenenergiegemeinde zu werden. So können Bürger:innen etwa in Solaraktien investieren, die Jahresleistung wird entweder ausgezahlt oder kann beim „Sonnenfest“ als Verpflegung eingelöst werden.

Widerstände nutzen

Das Webinar verdeutlichte, dass Klimaschutz eine Querschnittsaufgabe ist, die eine enge Zusammenarbeit zwischen Gemeinden, Bürger:innen und regionalen Netzwerken erfordert. Im abschließenden Interview erzählte Madeleine Rohrer, ehemalige Meraner Stadträtin und nun Südtiroler Parlamentsmitglied, dass Arbeitsgruppen und der Ansatz, Widerstände zu nutzen, pragmatische Lösungen fördern können. Denn Widerstand kommt meist von Menschen, die sich Sorgen machen und sich kümmern möchten – dies kann positiv genutzt werden. Frau Rohrer betonte, dass Bürger:innenbeteiligung und mutige, neue Ansätze eine Schlüsselfunktion darstellen, um Klimaneutralität und Resilienz in den Alpen zu erreichen.

 

Mit einer Webinar-Reihe zur Umsetzung des Mehrjährigen Arbeitsprogramms der Alpenkonferenz bieten das Gemeindenetzwerk „Allianz in den Alpen“ und der Verein „Alpenstadt des Jahres“ eine Plattform für Kommunen, die vom Denken ins Handeln kommen wollen. Die lokale Perspektive zu Biodiversität, Klimaaktion und Lebensqualität stehen im Fokus. Diese Initiative für Gemeinden und Städte im Alpenraum ist ein Follow-Up zur AlpenWoche 2024 in Nova Gorica/SI unter dem Motto „Alpen in unseren Händen“ und wird vom Slowenischen Vorsitz der Alpenkonvention finanziell unterstützt.

Weitere Termine:

17.03.2025: Life Quality & Municipalities
08.05.2025: Tourism & Municipalities

Anmeldung

Im Webinar geteilte Links zu weiterführenden Informationen: