Lebensqualität in Gemeinden fördern
Das dritte Webinar der Reihe von Allianz in den Alpen und Alpenstadt des Jahres präsentierte zahlreiche Beispiele aus dem Alpenraum, die zeigen, wie eine gute Lebensqualität für alle Menschen geschaffen werden kann. Im Fokus standen nachhaltige und gemeinwohlorientierte Ansätze, bei denen Bürgerinnen und Bürger aktiv mitwirken.
Einen aufschlussreichen Einstieg ins Thema Lebensqualität in den Alpen bot Živa Novljan vom Ständigen Sekretariat der Alpenkonvention mit der Vorstellung des 10. Alpenzustandsbericht (RSA10). Sie betonte die individuelle Wahrnehmung von Lebensqualität und identifizierte fünf zentrale Aspekte: Natur und Umwelt, Infrastruktur und Dienstleistungen, Arbeit und finanzielle Sicherheit, soziale Beziehungen und Governance. Sie zeigte die Stärken und Schwächen des Lebens in den Alpen auf und thematisierte Herausforderungen wie Klimawandel, Naturgefahren, Overtourismus und die Abhängigkeit vom Pkw. Zudem stellte sie sieben Empfehlungen für eine bessere Lebensqualität vor, die auf ortsbasierte Politik und sektorenübergreifende Zusammenarbeit setzen. [Link]
Tomaž Miklavčič, der die Arbeitsgruppe zum RSA10 leitete, betonte, dass der Bericht eine wissenschaftliche Basis für die Umsetzung ist dass es notwendig sei, die hohe Lebensqualität zu bewahren. Slowenien nutzte die Ergebnisse den Bericht, um durch Zusammenarbeit in Living Labs und mit Stakeholdern die Regionalentwicklung voranzutreiben und wissenschaftliche Erkenntnisse praxisnah umzusetzen. „In Slowenien sind wir in der glücklichen Lage, dass jetzt neu eine regionale Ebene eingeführt wird," erklärte er.
Gute Beispiele aus dem Alpenraum
Francesca Debiasi von der Stadtverwaltung Trento/IT sprach über die Rolle der Bürger:innenbeteiligung und die Bedeutung der Gestaltung öffentlicher Räume. Trento setzt auf setzt auf Bürgerschaftsinitiativen und Kooperationsvereinbarungen mit Bürger:innen, Vereinen oder Schulen. “Trento besteht aus 12 Stadtteilen mit eigenen Verwaltungen, die die Anliegen der Leute am besten verstehen – das ist eine entscheidende Grundlage für erfolgreiche Zusammenarbeit und einen kontinuierlichen Austausch”, so Debiasi.[Link]
Jasmina Steiner von der Stadt Lienz/AT stellte das Stadt:Labor vor, das Bürger:innen die Möglichkeit zur Mitgestaltung der Stadt- und Regionalentwicklung bietet. So werden sie etwa in Umbaumaßnahmen von Quartieren oder Straßenabschnitten einbezogen, dadurch entsteht eine hohe Identifizierung mit neu gestalteten Räumen. Lienz verfolgt zudem das Konzept der „10-Minuten-Stadt", bei dem alles für den Alltag Notwendige innerhalb von zehn Minuten zu Fuß erreichbar sein soll. Jasmina Steiner: “Um Stadtbäumen ein langes Leben zu ermöglichen, wurde außerdem das Projekt Schwammstadtbäume ins Leben gerufen. Gemeinsam mit der Bauwirtschaft und weiteren Partnern entstand dabei nicht nur ein regionales Spezialsubstrat, sondern auch wertvolles Wissen rund um Stadtbäume wird geteilt.” [Link]
Noémie Lechat von ADRETS/FR sprach über „Third Places“ – Orte der Begegnung zwischen Zuhause und Arbeitsplatz. Dort sind vielfältige Aktivitäten möglich, zentral ist das Zusammensein und die Zusammenarbeit. Frankreich verzeichnet 3.500 dieser Orte, wovon 34 % im ländlichen Raum liegen. Etwa “Le Buffet de la Gare” in Veynes: das ehemalige Bahnhofsgebäude wurde in einen vielseitigen Treffpunkt verwandelt, mit Coworking Space, Café, Fahrradwerkstatt und Kulturveranstaltungen. Die Unterstützung durch Kommunen sei essenziell für ihre Entwicklung. [Link]
Helmut Koch von Komobile präsentierte das Konzept der „15-Minuten-Stadt“ als Lösung zur Reduzierung der Autoabhängigkeit und Stärkung der Nachbarschaften. Er stellte verschiedene Gemeinden vor, die den „Masterplan Gehen 2030“ bereits einsetzen und verwies auf das „Handbuch Gehen“, das als Grundlage für Förderungen in Österreich dient. [Link]
Innovative Gemeindeprojekte
Jošt Derlink stellte die „Bibliothek der Dinge“ in Ljubljana/SL vor, die das gemeinschaftliche Ausleihen von Alltagsgegenständen ermöglicht. Mit einer hohen Erfolgsquote bei Reparaturen und finanzieller Unterstützung durch die Gemeinde stärkt das Konzept die kommunale Resilienz. Der Verein bietet zudem Unterstützung für Interessierte, die selbst eine Bibliothek der Dinge starten möchten. [Link]
Im Interview betonte Judith Augsburger von der Gemeinde Ruggell die Bedeutung der Beteiligung von Kindern, Jugendlichen und Senioren. Ein alle vier Jahre aktualisierter Aktionsplan berücksichtigt ihre Bedürfnisse und sorgt für eine aktive Mitgestaltung. [Link]
Abschließend teilte Gabriele Bayer aus Postbauer-Heng ihre Erfahrungen als Gemeinwohl-Ökonomie-Gemeinde (GWÖ). Seit fünf Jahren ist die Gemeinde Teil des Netzwerks und nutzt die GWÖ-Matrix als Bewertungs- und Planungsinstrument. Diese Praxis stärkt demokratische Beteiligung und nachhaltiges Wirtschaften. [Link]
Fazit
Das Webinar zeigte zahlreiche inspirierende Beispiele aus dem Alpenraum, die verdeutlichten, wie Lebensqualität in Gemeinden erhalten und verbessert werden kann. Zentral waren Aspekte wie Bürger:innenbeteiligung, nachhaltige Stadtentwicklung und innovative Lösungen für gemeinschaftliches Leben. Die Beiträge machten deutlich, dass eine enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteur:innen und Verwaltungsebenen essenziell ist, um eine hohe Lebensqualität langfristig zu sichern.
Präsentationen & Links
Handbook „Set up a Library of things”:
https://knjiznicareci.si/wp-content/uploads/2025/03/set-up-a-library-of-things.pdf
Third places, smart villages:
https://anct-site-prod.s3.fr-par.scw.cloud/ressources/2025-03/tiers-lieux-en-europe_gb.pdf (en)
https://observatoire.francetierslieux.fr/ressources/ (fr)
https://francetierslieux.fr (fr)
Gemeinwohlökonomie