Lebensqualität für alle!
Gehen oder bleiben? Wenn die Bevölkerung des Alpenraums vor dieser Frage steht, können sich Gemeinden mit kreativen Angeboten und Dienstleistungen attraktiv machen
Integration gelingt dann, wenn Kommunen die Bedürfnisse von einheimischer Bevölkerung sowie ZuwanderInnen gleichermaßen berücksichtigen. Alle EinwohnerInnen müssen sich in ihrem Lebensumfeld wohlfühlen, damit sie gerne bleiben. Im EU-Projekt PlurAlps unterstützt das Gemeindenetzwerk 10 Pilotgemeinden und -regionen auf diesem Weg.
Ein Musterbeispiel ist die Marktgemeinde Nenzing in Vorarlberg/AT. In einem Hauptort und mehreren Ortsteilen leben 7.000 Menschen aus ca. 50 Nationen. Mit dem Ziel eine aktive Dorfgemeinschaft zu erhalten, sind Integration und entsprechende Maßnahmen unerlässlich.
Fragt man Gerlinde Sammer, die Hauptverantwortliche in Nenzing für den Bereich Zuwanderung, nach ihren Erfolgsfaktoren, wird sie zwei grundlegende Arbeitsweisen nennen: Zum einen werden alle BewohnerInnen in alle Aktivitäten einbezogen und niemand, der sich engagieren möchte, ausgegrenzt. Den steigenden Wunsch ihrer MitbürgerInnen nach Beteiligung und Gestaltung des eigenen Lebensraums sieht sie als wichtige Ressource für ihre Arbeit. Zum anderen gibt es keine Universallösungen für die ganze Gemeinde, vielmehr wird den Bedürfnissen der Neu-BürgerInnen individuell begegnet um das „Ankommen“ zu erleichtern.
Wie werden daraus konkrete Aktivitäten?
Mit unzähligen kleinen Schritten, die im Ganzen eine Gemeinde mit gelebter Willkommenskultur ergeben: Beispielsweise ist die Webseite von Nenzing besonders gut strukturiert und bietet einen gesonderten Bereich mit Informationen für ZuwanderInnen. Es werden Willkommensfeste in allen Ortsteilen veranstaltet um die Integration in das unmittelbare Lebensumfeld zu fördern. Sprache spielt in Nenzing eine wichtige Rolle, indem bereits in den Kindergärten aktiv Mehrsprachigkeit für alle Kinder gefördert wird. Gleichzeitig wird versucht auch für Erwachsene muttersprachlichen Unterricht zu vermitteln. Die Gemeindeverwaltung bemüht sich bei Bedarf ehrenamtlich engagierte MentorInnen für Neu-BürgerInnen zu finden. Diese werden dadurch intensiv begleitet, in Vereine eingeführt, bei Behördengängen unterstützt – kurz gesagt: nicht allein gelassen.
Woher kommen die Ideen?
Warum weiß Gerlinde Sammer, was die neuen MitbürgerInnen in Nenzing brauchen? Ganz einfach, indem sie danach fragt. Der Bürgerservice legt seinen Fokus auf Zuwanderung und nimmt sich Zeit. Der Erstkontakt zur Anmeldung in der Gemeinde wird für ein Gespräch genutzt, um Fragen zu stellen und um Vertrauen aufzubauen:
- Was ist im Moment Ihr Bedarf? Wohnen, Arbeit, Kinderbetreuung, etc.
- Fühlen Sie sich über die Möglichkeiten, die Nenzing bietet, ausreichend informiert?
- Was braucht es, damit Sie sich wohlfühlen?
Fragen, die auf den ersten Blick banal erscheinen, schaffen einen persönlichen Zugang und man lernt sich kennen. Denn das ist es doch, was das Leben in ländlichen Strukturen ausmacht, so Sammer, man lebt nicht anonym, sondern in einer Gemeinschaft.
Andere Gemeinden können von den Ideen und Erfahrungen aus Nenzing enorm profitieren, denn trotz unterschiedlicher Voraussetzungen auf staatlicher Ebene sind die Bedingungen und Herausforderungen auf kommunaler Ebene überwiegend dieselben. Und so bestätigen TeilnehmerInnen eines Workshops im Projekt PlurAlps, dass es eben die vielen kleinen Bausteine sind, die den Zugang zur Dorfgemeinschaft erleichtern. Damit diese sich jedoch sinnvoll ergänzen, ist ein Überblick über die gesamte Situation in der Gemeinde notwendig.
Das Gemeindenetzwerk „Allianz in den Alpen“ wird in PlurAlps ein Instrument für Gemeinden zur mittel- bis langfristigen Sozialplanung entwickeln und begegnet damit den Bedürfnissen der Kommunen nach einem Gesamtbild ihrer Situation. In einem Aktionsplan sind, nach Anwendung des Instruments, Maßnahmen erfasst, mit denen sich Angebote und Dienstleistungen verbessern und ergänzen lassen – zur Steigerung der Lebensqualität für alle!
Weitere Informationen zu PlurAlps
Dieses Projekt ist kofinanziert vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) durch das Interreg Alpenraumprogramm: Projekt PlurAlps.
Außerdem werden 15% der Kosten vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) kofinanziert.