Neue Wege für den Alpentourismus?
Das Ende der Wintersaison 2019/20 in Frankreich kam durch die Schließung von Wintersportorten aufgrund der Coronakrise bis zu vier Wochen früher als erwartet. Am Samstag, den 14. März 2020, erlebten die Skiresorts eine Situation, die sowohl traumatisch als auch verbindend war.
Nach den Maßnahmen der Regierung, zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus in Frankreich, mussten die Tourismusakteure innerhalb weniger Stunden die Evakuierung der Touristen aus den Wintersportgebieten organisieren. Manch einer war gerade erst angekommen, bei anderen neigte sich der Urlaub sowieso dem Ende zu. Nichtsdestotrotz lief die Evakuierung reibungslos ab.
Diese Kooperationsbereitschaft ist eine Quelle der Hoffnung und muss unterstützt werden, um den Herausforderungen zu begegnen, mit denen die Berggebiete konfrontiert sind: Klimawandel, eine stark auf dem Tourismus basierende Wirtschaft, eine alternde Bevölkerung und neue Herausforderungen wie die Coronakrise.
Um Krisen wie der gegenwärtigen begegnen zu können, müssen sich Gemeindegebiete strukturieren, um verschiedene Akteure vernetzen zu können, damit sie im Falle einer ungewöhnlichen Situation besser auf die vorhandenen Kompetenzen zurückgreifen können. Es wird immer wichtiger, über Lösungen zur Diversifizierung der Bergwirtschaft nachzudenken, die trotz vieler Ideen und einigen wenigen Vorreitern immer noch zu sehr auf den Winter und den Tourismus ausgerichtet ist.
Trotz der Absage von sportlichen und kulturellen Großveranstaltungen sowie begrenzt internationalen Gästen, bemühen sich die Mitglieder von Allianz in den Alpen um eine erfolgreiche Sommersaison.
Auf den ausgewiesenen Trailrunning-Strecken bietet der Gemeindeverbund Pays des Ecrins (Hautes-Alpes) den ganzen Sommer über eine Aufforderung zur Teilnahme an einer vertikalen Kilometer-Challenge an. Die Routen sind wie Skipisten mit einem Farbcode (grün, blau, rot, schwarz) gekennzeichnet, der dem Schwierigkeitsgrad der Route (Kilometerzahl und Höhenunterschied) entspricht. Kurse von 5 km bis 40 km sind für alle Niveaus verfügbar.
Der Gemeindeverbund Oisans (Isère), der normalerweise viele ausländische Touristen empfängt, richtet seine Marketing- und Kommunikationsstrategie für das Jahr 2020 neu aus, um vermehrt lokale Gäste anzusprechen.
In den Südalpen, in der Gemeinde Allons (Alpes-de-Haute-Provence) steht die Besucherlenkung im Vordergrund. So bemüht man sich um die Entwicklung eines Reiseführers zur Förderung abgelegener Orte, um eine bessere Verteilung der Touristenbesuche zu erreichen.
Verschiedene Veranstaltungen Ende 2020 werden Gelegenheit bieten, über die Widerstandsfähigkeit der Alpengebiete nachzudenken. Im Bereich Tourismus organisiert Allianz in den Alpen im Auftrag des deutschen Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit zusammen mit CIPRA International die Veranstaltung „Outdoortourismus mit Fernsicht: Zwischen Klimawandel, Nachhaltigkeitsanspruch und Krisenmanagement“ am 16./17. November in Prien am Chiemsee/DE.
Die Veranstaltung "Etats généraux du tourisme en montagne" von Mountain Wilderness Frankeich findet am 19./20. November 2020 in Grenoble/FR statt, um über ein ökologisch, wirtschaftlich und sozial nachhaltiges Bergökosystem zu sprechen.
Und abschließend wird die Alpenwochen Intermezzo vom 9.-11. Dezember 2020 in Nizza/FR von alpinen NGOs in Verbindung mit den Abschlussveranstaltungen der französischen Präsidentschaft der Alpenkonvention und der EUSALP organisiert.
Diese Veranstaltungen bieten gute Gelegenheiten, sich von Initiativen anderer Alpenländer inspirieren zu lassen, sein Netzwerk zu erweitern sowie andere Gebiete und neue alpine Akteure zu treffen!