Biodiversitätsdächer für die Artenvielfalt

Totholzelemente auf dem Dach, ©Dierckx
Zahlreiche Käfer, Wildbienen und Schmetterlinge tummeln sich auf dem Biodiversitätsdach des Kindergartens Ried in Koblach (AT). Mit Bodenaushub, Kies, Totholzbereiche und dem Saatgut der Magerwiese aus der Nachbarschaft konnten auf 1000m² Dach ein Ersatzlebensraum geschaffen werden.

Bevölkerungszuwachs und Siedlungsentwicklung im Vorarlberger Rheintal verlaufen rasant, neue Wohnblöcke, Betriebe und Straßen wachsen buchstäblich aus dem Boden. Eine Entwicklung, die zweischneidig ist, da auf eine ausgewogenen Innentwicklung zu achten ist: Bäume und Parks für die Erholung, offene Gewässer, Retentions- und Versickerungsflächen für einen sensiblen Umgang mit Niederschlägen sowie Dach- und Fassadenbegrünungen zur Verbesserung des Mikroklimas brauchen Platz und Aufmerksamkeit in der Planung.

Der neu entstandene und mit hohem ökologischen Standard gebaute Kindergarten wurde vom Planungsbüro Marte.Marte mit Entwicklungspotential nach oben geplant. Bei Bedarf kann auf dem vorerst noch eingeschossigen Kindergarten aufgestockt werden. Zwischenzeitlich werden die Flächen sinnvoll für Stromproduktion und die Biodiversität genutzt. Bereiche mit Oberboden, Ziegelbruch und PV und Oberboden-Sandgemische in unterschiedlichen Höhen wechseln sich ab und können vergleichend beobachtet werden.

Die Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften und die Firma pulswerk GmbH begleiteten die Gemeinde, um ein möglichst ressourcenarmes und ökologisches Dach zu erstellen. „Wir haben lokal anfallenden Oberboden, Totholz, und Heudrusch aus der Umgebung (wieder-)verwendet und so nicht nur LKW-Fahrten für die diverse Erdbewegungen, sondern auch reale Kosten eingespart“, ist der Bürgermeister Gerd Hölzl überzeugt von der multifunktionalen Dachhaut.

Bis zu 90% des jährlichen Niederschlags kann so eine Dachbegrünung zurückhalten. Aber auch die Kühlungseffekte an den Hitzetagen ist nicht zu unterschätzen. Die Dachabdichtung wird zudem geschützt und hält deutlich länger als unter einer Kiesschicht. Aber der echte Gewinn ist der lokale Oberboden, der mit seinem Bodenleben das Wachstum auf dem Dach fördert. Schon nach drei Monaten konnte sich eine dichte Vegetation einstellen, die viele Blütenbesuchern erfreut hat.

Das Pilotdach kann auf Anfrage besichtigt werden und wer nicht gerade in der Nähe ist, kann sich einen kurzen Film dazu anschauen: https://buntundartenreich.at/bobida.htm