Inspiration & Innovation für die alpine Wirtschaft

In zwei Start-Alp-Webinaren wurden erfolgreiche Beispiele zu den Schwerpunkten lokale Wertschöpfung und Arbeitswelt vorgestellt.

Viele ländliche Gemeinden waren in der Vergangenheit mit eine Abwärtsentwicklung der Wirtschafts- und Arbeitsplatzsituation, aber auch der einseitigen Entwicklung einzelner Sektoren, konfrontiert. Digitale Lösungen ermöglichen neue Strategien der Diversifizierung und Positionierung dieser Standorte.

Regional – nachhaltig – individuell: Antworten auf neue Konsum-Bedürfnisse

Der Boom des Online-Handels aber auch Entwicklungen im stationären Einzelhandel haben in der Vergangenheit vor allem internationalen Konzernen zu Umsatzzuwächsen verholfen. Gegentrends machen sich allerdings verstärkt bemerkbar. Immer mehr Konsument*innen achten neben dem Preis oder Prestige-Marken auf Regionalität, Nachhaltigkeit und faire Produktionsbedingungen. Auch die Nachfrage nach Produkten mit individueller Note abseits der industriell gefertigten Massenware steigt. Im folgenden Webinar wurden konkrete digitale Lösungen zur Steigerung der lokalen Wertschöpfung vorgestellt, die diese Entwicklungen aufgreifen.

Lokale Produzenten als „local heroes“

Emilija Stojmenova, von der Universität Ljubljana, präsentierte die Plattform „Meet the Local Producer“. Mittels storytelling werden lokale Lebensmittelproduzenten den Konsument*innen nähergebracht. Ergänzend ermöglichen neue Formate wie etwa Online-Weinverkostungen die direkte Kommunikation zwischen Produzenten und Konsumenten.

Dabei wird einerseits die regionale Bevölkerung angesprochen. Zum anderen spielen die kleinstrukturierte Landwirtschaft und regionale Spezialitäten im nachhaltigen Tourismus eine wichtige Rolle. Darüber hinaus fördert die Plattform den Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen den lokalen Produzenten.

Käsestraße Bregenzerwald & Cramars di Tolmezzo: lokal digital

Caroline Jäger berichtet über die Käsestraße Bregenzerwald, welche bereits seit über 20 Jahren Vermarktungsaktivitäten lokaler Käseproduzenten bündelt. [KK1] Dabei bilden Erhalt von Tradition und Handwerk der Käsekultur für das Netzwerk zentrale Elemente. Aufbauend auf dem gewachsenen Netzwerk aus Sennereien und Partnern aus Gastronomie, Handel und Tourismus konnte nun ein online-shop als wichtige Ergänzung der bestehenden Vertriebskanäle eingerichtet werden.

Vanni Treu stellt mit „Cooperative Cramars di Tolmezzo“ ein junges Netzwerk aus Italien vor. Sie entstand als Antwort auf die pandemiebedingt steigende Nachfrage nach Bestell- und Lieferservices. Bereits im Vorfeld wurde unter Beteiligung von 28 Gemeinden an regionalen Entwicklungskonzepten gearbeitet. Den akuten Herausforderungen im lokalen Einzelhandel konnte durch die Etablierung eines effizienten lokalen Online-Bestellservice mit Zustellservices begegnet werden.

Mittels App den ökologischen Fußabdruck von Holz im Blick!

Auch abseits des Lebensmittelhandels kommt der Digitalisierung für die lokalen Wertschöpfung große Bedeutung zu. Hugo Wirthenson vom Holzforum Allgäu zeigte dies am Bespiel der Ressource Holz. Durch die Betrachtung der gesamten Wertschöpfungskette – von der Forstwirtschaft über Sägewerke bis hin Verarbeitung und Vertrieb – kann neben der Steigerung der lokalen Wertschöpfung auch die ökologische Nachhaltigkeit gefördert werden. Nachhaltige Kaufentscheidungen erleichtert eine App zur Darstellung des ökologischen Fußabdrucks, die in Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen entwickelt wird.

Start-ups und Betriebsnachfolge – den Unternehmergeist wecken

Das Webinar zu neuen Arbeitswelten im Alpenraum eröffnete Martin Ragg, Bürgermeister der Gemeinde Niedereschach/DE, mit EGON – die Existenzgründungsoffensive Neckar-Eschach.

EGON verfolgt das Ziel sowohl die Betriebsnachfolge als auch Neugründungen in ländlichen Gemeinden zu unterstützen. Dabei werden umfassende Informationen sowie Beratung und Coaching für Unternehmer*innen angeboten.

Mit der Kampagne „Servus Zukunft“ zeigte Ingrid Wildemann, Regionalmanagerin im Landkreis Miesbach/DE, wie im bayerischen Oberland dem Stadt-Land-Gefälle in Bezug auf Innovationen und Start-ups entgegengewirkt wird. In Workshops und Stammtischen wird der Wissensaustausch und die Vernetzung von Interessierten gefördert. Neue Formate wie der „Hackathon Handwerk“ geben den Netzwerken neue Impulse, digitale Lösungen im Unternehmen zu implementieren.

Kreativ und vernetzt – Arbeitsplätze für die Zukunft

Chiara Guidarelli und Jacopo Scundellari verfolgen mit „Natworking“ in Italien einen weiteren Ansatz, um neue Arbeitsformen in ländlichen Regionen zu ermöglichen. Attraktive Arbeitsorte umgeben von schönen Naturlandschaften sollen dabei Menschen aus Großstädten in den ländlichen Raum bringen. Dadurch wird ein verbesserter Austausch zwischen Stadt und Land sowie eine gute Work-Life-Balance ermöglicht.

Ein neues Verständnis von Arbeitsplatz steht auch im Zentrum von InnovateTheAlps. Magdalena Daxenberger, Gründerin, verfolgt das Ziel, junge Talente für Unternehmen im Alpenraum zu begeistern. Auszubildenden, Studierenden und Berufseinsteiger*innen werden renommierte Unternehmen der Region vorgestellt. Damit möchte die junge Gründerin aufzeigen, dass lokale Unternehmen ebenso tolle Karrierechancen bieten wie große Unternehmen in der Stadt – zusätzlich zur tollen Alpenregion, die viele Freizeitmöglichkeiten bietet. Problemen wie der Abwanderung und dem „Brain-Drain“ von jungen Fachkräften in Städte wird so aktiv entgegengewirkt. Dabei spielt ein digitales Format eine wesentliche Rolle, um die Zielgruppen anzusprechen: Interviews mit den Chefs der Unternehmen, die aufgezeichnet und digital zum Download bereitgestellt werden.

Für Informationen zu den Best-Practice-Beispielen der Webinare stehen die Präsentationen der Referent*innen zum Download zur Verfügung.